Sekundarschule Pr. Oldendorf räumt mit Vergewaltigungsmythen auf

Die Wanderausstellung „Was ich anhatte“ gastierte im September in der Mindener Fußgängerzone. Sie wurde von der Fachberatungsstelle Wildwasser e.V. zum 35-jährigen Jubiläum angemietet und betreut.

Zu Gast neben der normalen Laufkundschaft der Fußgängerzone waren auch die Jahrgänge 9 und 10 der Sekundarschule Pr. Oldendorf, um sich mit den ausgestellten Exponaten wie auch den individuell dazugehörigen Geschichten auseinanderzusetzen. Die Wildwasser-Mitarbeiterinnen Finola Nieratschker und Jasmin Riechmann begleiteten die Klassen neben den Klassenlehrer*innen und Schulsozialarbeiter*innen, damit sie mit dem schwierigen Thema und den herausfordernden Inhalten nicht alleine waren.

Im gemeinsamen Gespräch wurden unterschiedlichste Vergewaltigungsmythen benannt und korrigiert. Der „Klassiker“ war hierbei sicherlich, „Selbst Schuld, der Rock war zu kurz“. Das die Verantwortung für die Tat nicht beim Opfer, sondern ausschließlich beim Täter liegt, wurde in diesem Zusammenhang immer wieder deutlich gemacht. Auch ein anderer Vergewaltigungsmythos wie der, dass die meisten Anzeigen von Sexualdelikten Falschanzeigen sind, wurde näher in Augenschein genommen und mit den Schüler*innen besprochen und korrigiert. Statistisch ist es hierbei so, dass lediglich 3% der angezeigten Sexualdelikte Falschanzeigen sind – ein nur verschwindend geringer Teil. Auch die häufig noch irrige Annahme, dass Jungen und Männer nicht Betroffene von sexualisierter Gewalt werden können wurde sowohl in der Ausstellung, als auch in der Fachberatungsstelle mannigfaltig noch einmal zum Thema. Statistisch, so Markus Wojahn von mannigfaltig, gibt es in Deutschland rund 3 Millionen Jungen und Männer, die schon einmal Opfer eines sexualisierten Übergriffs geworden sind.

Zusätzlich zum Ausstellungsbesuch in der Innenstadt wurden die Jugendlichen eingeladen, die Räumlichkeiten der Beratungsstellen von Wildwasser und mannigfaltig am Weberberg kennenzulernen, so dass sie im Bedarfsfall, sei es für sich, für ein Familienmitglied oder für Freunde und Bekannte, schon einmal einen Eindruck von diesen haben und eine erste Schwelle der Berührungsangst genommen ist.

Die Schülerschaft zeigte sich über die einzelnen Hintergrundgeschichten zur Ausstellung betroffen und wertete die Taten als verabscheuungswürdiges Verhalten. Ihnen wurde noch einmal bewusst, dass ein sexualisierter Übergriff nicht nur Frauen und Mädchen treffen kann, sondern auch Jungen und Männer Opfer werden können. Auch die Täterschaft, die gedanklich oftmals sehr männlich besetzt ist, wurde noch einmal betrachtet. Hierbei wurde bewusst gemacht, dass auch Frauen als Täterinnen in Betracht kommen.

Zusammenfassend wurde deutlich, dass bestimmte Kernaussagen wie, „Nur ja heißt ja!“, „It’s a dress, not a yes!“ und das Hören auf die eigene innere Stimme enorm wichtig sind und das es nicht wichtig ist, was ich anhatte!