Sekundarschule Pr. Oldendorf mit klar angelegtem Präventionskonzept

Das Schuljahr 2021 / 2022 neigt sich dem Ende zu und mit ihm auch die letzten Präventionsveranstaltungen an der Sekundarschule. Alleine in den vergangenen Wochen fanden unter der Begleitung der Schulsozialarbeiter*innen Janin Gilbert und Thorsten Klötzel immer wieder Präventionseinheiten für die Schüler*innen zu verschiedensten Themen und auch in den unterschiedlichsten Altersgruppen und Klassenstufen statt, zuletzt zum Thema Alkohol, Cannabis, sexuelle Gewalt und Medienkompetenz.

Ein wichtiger Baustein wurde von der Polizei Minden, Kommissariat für Vorbeugung und Opferschutz abgedeckt. Hier arbeitete Hauptkommissarin Birgit Thinnes mit den Schüler*innen der Jahrgangsstufe 5 zu den Themen Internet, Handy und Gefahren im Netz. Die Kinder konnten sich dabei in kleinen und größeren Arbeitsgruppen sowohl theoretisch aber auch ganz praktisch am PC mit den Themen und Gefahren beschäftigen. Wichtig war hierbei die klare Aussage, dass nicht alles, was mit einem Handy technisch machbar ist, rechtlich auch erlaubt ist. Hierzu wurden die Kinder in verschiedenen Beispielsituationen im Klassenverband informiert und geschult.

Die kompletten Jahrgänge 6 bis 8 wurden in den vergangenen Wochen durch das Team Schulsozialarbeit im Bereich der Prävention der sexualisierten Gewalt aufgeklärt. Hierbei ging es sowohl um die Frage, was sexualisierte Gewalt eigentlich genau ist, als auch um Schutzmöglichkeiten und die wichtige Frage, an wen sich die jungen Menschen im Bedarfsfall wenden können. Die Schulsozialarbeiter*innen Janin Gilbert und Thorsten Klötzel, welche zuvor in einer umfassenden Fortbildung / Ausbildung durch die Fachberatungsstellen „Wildwasser“ und „mannigfaltig“ geschult wurden, arbeiteten in teilweise geschlechtergetrennten Gruppen in Bezug auf sex. Gewalt und sex. Missbrauch sensibilisiert, aber auch mit Humor und guter Laune mit den Jungen und Mädchen. Beide machten immer wieder deutlich, dass die Schüler*innen auf ihre innere Stimme und ihr Bauchgefühl, welches ein guter Indikator für die eigene Sicherheit ist, hören dürfen und sich besonders mit schlechten Geheimnissen anderen Menschen anvertrauen dürfen.

Da aufgrund der Pandemie immer wieder Präventionsveranstaltungen abgesagt werden mussten, wurden die ausgefallenen Klassen und Jahrgänge nachträglich noch mit der so wichtigen Einheit zum Schutz vor sexualisierter Gewalt versorgt.

Bereits im Vorfeld hierzu wurde auch das Lehrerkollegium durch das Büro Schulsozialarbeit in einer eigens hierfür angesetzten Lehrerkonferenz im Bereich der Prävention sexualisierter Gewalt mit Zahlen, Daten und Fakten, aber auch dem verantwortungsvollen und ruhigen Umgang im Falle einer Öffnung in der Schule geschult.

Auch die zum Themenelternabend eingeladenen Eltern zeigten sich wissbegierig und interessiert an den Ausführungen der Präventionsfachkraft Finola Nieratschker des Vereins Wildwasser, stellten Fragen und kamen auch miteinander in einen konstruktiven Austausch über das Thema der sexualisierten Gewalt. Deutlich wurde, dass nicht nur in großen Städten oder dem Darknet eine potentielle Gefahr lauert, sondern dass vor allem im Bereich der Familie und des außerfamiliären Nahbereichs immer wieder Situationen entstehen, in denen Menschen übergriffig werden und den individuellen Schutzraum der Kinder bewusst und absichtsvoll verletzen.

Unter der erneuten Leitung von Birgit Thinnes wurden mehrere Schüler*innen aus dem Jahrgang 8 zu Cyber-Scout / Cyber-Cops ausgebildet. Cyber-Scouts stellen einen Art Streitschlichter*innen im Internet dar und sind ansprechbar, wenn es im Internet, z.B. in Chat- und Messengerprogrammen, zu Problemen kommt. Sie finden ihren Einsatz vor allem in den unteren Klassen, in denen sie die Schülerschaft zu ihrem Schutz beraten können.

Aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie musste im Herbst eine Veranstaltung für den Jahrgang 7 zum Thema Nikotin und Rauchen ausfallen, welche jedoch im nächsten Schuljahr nachgeholt werden wird.

Die Klassen der Jahrgangsstufe 8 hielten sich in den vergangenen Wochen jeweils für einen Tag im Jugendtreff der Stadt Pr. Oldendorf auf, um dort intensiv zum Thema Sucht und (il)legale Drogen zu arbeiteten. Das Team der Schulsozialarbeit wurde hierbei durch Mareike Awolin aus der „Fachstelle für Suchtberatung“ in Minden und Doris Rohlfing, Kommissariat für Opferschutz und Prävention der Kriminalpolizei Minden unterstützt. Alle Beteiligten arbeiteten mit ihrem fachlichen Wissen und verschiedensten Methoden mit den Jugendlichen in Kleingruppen, kamen mit ihnen ins Gespräch und regten sie zum (nach)denken und zur intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema an.

Im Rahmen mehrerer Kurzeinheiten traf die Gynäkologin Fr. Dr. Miriam Wanzelius von der „Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung e.V.“ (ÄGGF) auf die Mädchen der Jahrgänge 6 und 8. Mit ihnen arbeitete sie an altersentsprechenden Themen. Sie machte hierbei den sich verändernden Körper und sich verändernde Bedürfnisse, aber auch die richtige Hygiene und Anwendung verschiedener Verhütungs- und Hygienemittel zum Thema. Die Schülerinnen bekamen anschließend ein umfangreiches Heft mit an die Hand, in dem sie erneut alle aus ärztlicher Sicht wichtigen Informationen in Text und Bild nachlesen konnten.

Bereits im Herbst nahm der Jahrgang 9 unter Anleitung der AWO Aidsprävention an einem Präventionstag zum Thema Verhütung und HIV teil. Hierbei ging es in vorwiegend geschlechtergetrennten Gruppen zusätzlich auch um unterschiedliche Rollenerwartung von Männern und Frauen. Genannt und vorgestellt wurden jedoch auch verschiedene Verhütungsmethoden wie Pille, Kondom, Spirale, Hormonpflaster, Diaphragma, Femidom, Vaginalring und die Implanon-Hormonstäbchen. Des Weiteren ging es in den einzelnen Gruppen um die Themen Beziehung, STI’s (sexuell übertragbare Krankheiten), das erste Mal, sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität, Körperwissen, Arztbesuche, aber auch Schwangerschaft und Geburt. Diese Themen wurden in einer vorherigen Abfrage von den Schüler*innen überwiegend als Interessensgebiete angegeben.

Der Jahrgang 10 arbeitete gemeinsam mit Jenny Reimer und Astrid Volkening von der „AWO-Aidsberatung“ aus Lübbecke, Tobias Nagel von der Beratungsstelle „dieFam“ in Minden, dem ehrenamtlichen Mitarbeiter der AWO und mit dem HI-Virus infizierten Andreas *** und dem Team Schulsozialarbeit intensiv zum Thema HIV und AIDS.

In Kleingruppen wechselten die Jugendlichen des 10. Jahrgangs durch verschiedene Stationen eines Parcours, um sich dort über Ansteckungssituationen, Übertragungswege und Eintrittspforten, wie z.B. frische Verletzungen und vaginale und anale Schleimhäute, von HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten (STI) wie Chlamydien, Tripper, Syphilis… zu informieren und auch die entsprechenden Schutz- und Behandlungsmöglichkeiten kennenzulernen. Sie lernten, dass die Infektion mit dem HI-Virus häufig zunächst unerkannt geschieht, für die infizierte Person verborgen und unentdeckt bleibt und eine Ansteckung in einer Risikosituation sofort geschieht, jedoch erst nach ca. 6 Wochen mit einem entsprechenden Test nachgewiesen werden kann, da erst dann die Viruslast im Körper für einen entsprechenden Nachweis ausreichend hoch ist. Sie kamen über Methodenkarten darüber ins Gespräch, in welchen (Lebens-)Situationen ein hohes, geringes oder überhaupt kein Risiko einer Infektion mit HIV vorliegt. Zusätzlich haben sie noch einen Kondomführerschein nach bestandener Theorie- und Praxisprüfung am Modell erwerben können, der sich großer Beliebtheit erfreute. Als besonders informativ und spannend erlebten die Schüler*innen das direkte Gespräch mit dem an HIV infizierten Andreas ***. Hierfür bereiteten sie bereits im Unterricht Fragen vor, über die sie mit ihm im gemeinsamen Kontakt ins Gespräch kamen. Sie zeigten sich erstaunt darüber, dass Andreas *** bereits seit 13 Jahren mit dem HI-Virus infiziert ist. Er berichtete in einem offenen Gespräch darüber, dass es durch jahrelange Weiterentwicklung und Forschung im medizinischen Bereich mittlerweile jedoch ohne nennenswerte Nebenwirkungen möglich ist, durch eine medikamentöse Therapie die individuelle Viruslast so weit zu reduzieren, dass von HIV infizierten Menschen keine Ansteckung mehr ausgeht, es somit auch nicht zum Ausbruch der Erkrankung AIDS kommt und sie eine ähnlich hohe Lebenserwartung haben, wie Menschen, die nicht mit dem HI-Virus infiziert sind.

Resümierend kann festgehalten werden, dass trotz der pandemiebedingten Einschränkungen Prävention und Information an der Sekundarschule als hohes Gut gehandelt werden. Die Schülerschaft nimmt die Angebote regelmäßig und gerne an und die Beteiligten Fachkräfte und Schulsozialarbeiter*innen zeigen sich erfreut darüber, dass sie auch in diesem Schuljahr wieder gut und intensiv mit den Schüler*innen im Austausch und Gespräch sein konnten.