Die Nutzung digitaler Möglichkeiten an der Sekundarschule Preußisch Oldendorf – angepasstes Fahren oder Rasen auf der Überholspur? Beobachtungen eines Schulleiters

Die Pandemie hat uns Schulen, ebenso wie die übrige Gesellschaft, schwer getroffen. Das ist keine Frage und möglicherweise auch keine allzu neue Erkenntnis. Das vielfältige Miteinander aus zusammen Lernen und Leben, das von der Präsenz und den Emotionen der am Schulleben Beteiligten lebt, wurde zeitweise gleichsam abgeschnitten. Erst langsam gewöhnen sich die Akteurinnen und Akteure wieder an einen Alltag, der zumindest Züge eines Schullebens, wie es sich die Beteiligten an der Sekundarschule Preußisch Oldendorf vorstellen, trägt. 

Also noch alles doof? Nur bedingt! Es gab, vorsichtig formuliert, auch positive Effekte der Pandemie: Das digitale Medium und der digitale Unterrichtsgegenstand haben, auch dem Grundsatz der „normativen Kraft des Faktischen“ folgend, auf der Überholspur Einzug in unsere Schule gehalten:

Digitale Tafeln der neuesten Generation haben auch die letzten Reste an Kreidetafeln und damit auch den Kreidestaub verdrängt. Allen Schülerinnen und Schülern unserer Schule, die nicht über ein digitales Endgerät verfügten, konnte ein Laptop der neuesten Generation zur Verfügung gestellt werden.  Mit Beginn dieses Schuljahres erhielt unsere Schule weitere 30 iPads, so dass unseren Schülerinnen und Schülern neben 2 gut ausgestatteten Computerräumen und einem Laptopwagen nun insgesamt 4 iPad-Koffer für den Unterricht zur Verfügung stehen.

Auch die Datenübertragung und die Nutzeroberflächen wurde entstaubt: Mit Unterstützung des Kommunalen Rechenzentrums Minden/Ravensberg/Lippe (KRZ) ist die Kommunikations- und Arbeitsplattform MNSpro modernisiert worden. Die Kommunikation zwischen den am Schulleben Beteiligten funktioniert jetzt, auch dank regelmäßiger passgenauer Fortbildungselemente für das Kollegium, die intern oder mit externen Partnern durchgeführt werden, noch reibungsärmer.   

Gleichzeitig ist das WLAN-Netz innerhalb des Schulgebäudes jüngst so gut ausgebaut worden, dass bei Bedarf auch die eigenen Geräte der Schülerinnen und Schüler problemlos in den Unterricht einbezogen werden können (Bring Your Own Device). Ein Projekt, das weit oben auf der Schul-Agenda steht.

Und die Unterrichtspraxis? Innerhalb der Berufsvorbereitung wird im Unterricht auch programmiert. Neben der Arbeit mit dem Minicomputer Calliope stehen nun auch die Software SolidWorks, ein CAD- Programm zur Konstruktion und Gestaltung, mit dem auch an unserer Partnerschule, dem Berufskolleg Lübbecke, gearbeitet wird, sowie ein weiterer 3D- Drucker zur Verfügung.

Stolz sind wir auf unseren gewonnen 3-D-Drucker: Im abgelaufenen Schuljahr bauten drei Schüler der 9. und 10. Klasse einen ferngesteuerten LKW zusammen, fehlende Teile wurden entworfen und mit dem 3D- Drucker hergestellt. Das Ganze war Teil eines kreisweiten Wettbewerbs, bei dem es um Konstruktion und Fahrfähigkeiten ging. Gemeinsam mit der Stadtschule Lübbecke gewannen unsere Schüler im Sommer den Wettbewerb und beide Schulen erhielten einen 3D-Drucker für den Sieg. Die Akteure beider Schulen haben ihre Siegprämien gemeinsam zusammengebaut und installiert. Aus diesem Projekt ist übrigens eine Profil-AG für Kinder der Klasse 5 hervorgegangen, die unser ehemaliger Schüler Tobias thor Straten leitet. In der 3D-Druck-AG arbeiten die Schülerinnen und Schüler an iPads oder am PC mit dem Programm ThinkerCad. Zur Zeit konstruieren sie Häuser und Einrichtungen, lassen so im Modell eine Stadt entstehen.

Eine weitere neue Profil-AG ist unsere iPad-AG für Kinder der Klassen 5 und 6: Dort werden unterrichtsnah mit der Kahoot-App Lernquiz erstellt, die auch Mitschülerinnen und Mitschülern, etwa zur Vorbereitung auf Klassenarbeiten, zur Verfügung gestellt werden können.

Nachdem mit Figuren aus Knete bereits kleine Stop-Motion-Filme hergestellt und vertont worden sind, wird filmisch auch mit dem Video-Schnitt-Programm iMovie experimentiert.

Im Biologieunterricht kommen digitale Mikroskop-Aufsätze zum Einsatz, so dass Schülerergebnisse beim Mikroskopieren schnell kabellos der gesamten Lerngruppe zur Verfügung gestellt werden können. Größtmögliche Anschaulichkeit ist so allen garantiert.

Leider, oder glücklicherweise, geben die kleinen Beispiele die rasante digitale Entwicklung an der Sekundarschule Preußisch Oldendorf nur unvollständig wieder. Wir berichten aber regelmäßig auf unserer neuen Homepage über aktuelle Entwicklungen.

Also alles wieder gut? Mitnichten, aber wir bauen, und das liegt uns mehr am Herzen als alles bisher   Beschriebene, an jedem Schultag unsere Schulkultur des miteinander Lebens und gemeinsamen Arbeitens wieder auf. Mit Erfolg und erhöhtem digitalem Anteil, garantiert!

Christian Schäffer