Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Pr. Oldendorf betroffen über die Fakten und Hintergründe zu häuslicher Gewalt

Nachdem die Klassenleitungen des 10. Jahrgangs gemeinsam mit Janin Gilbert und Thorsten Klötzel aus der Schulsozialarbeit bereits im Februar zu einer Fortbildungsveranstaltung zum Thema „Häusliche Gewalt“ unterwegs gewesen sind, haben die drei zehnten Klassen der Sekundarschule jetzt ebenfalls die Ausstellung „Rosenstrasse 76“ in Osnabrück besucht.

Im Vorfeld erarbeiteten sie noch einmal in einer ausführlichen Unterrichtseinheit zum Thema Gewalt und häuslicher Gewalt, dass die häusliche Gewalt mehr als nur die häufig als erstes vermutete und angenommene physische, also körperliche Gewalt beinhaltet. Sie erstreckt sich ebenfalls über die Bereiche der psychischen, sexualisierten, sozialen und ökonomischen Gewalt. Oftmals beschränkt sich die Gewalt in Paarbeziehungen hierbei nicht nur auf eine der o.g. Gewaltarten, sondern es kommt zu mehrfachen Gewaltanwendungen und einer Vermischung bzw. Kombination dieser.

Noch vor dem Ausstellungsbesuch erarbeiteten die Klassen für sich selbst Arbeitsaufträge, mit denen sie dann in die Ausstellung gingen. Ziel war es hierbei, zu den verschiedenen Arten von Gewalt Beispiele und Anhaltspunkte in der Wohnung zu finden und diese stichpunktartig zu notieren. Im Anschluss an die Ausstellung wurden diese Formen der Gewalt noch einmal inhaltlich mit den Klassenleitungen, der Schulsozialarbeit und den begleitenden Fachkräften der Ausstellung besprochen.

Erstaunt zeigten sich die Schüler*innen darüber, dass Paargewalt in allen gesellschaftlichen Schichten vorkommt und Faktoren wie Bildungsstand und Einkommen keine vordergründige Rolle spielen. Betroffen machte sie die Aussage, dass alle drei Tage ein Femizid, also ein Mord an einer Frau, in Deutschland begangen wird. Als Femizid wird ein Mord an einer Frau bezeichnet, bei dem ein historisch gewachsenes Besitzdenken sowie vermeintlich angenommene Über- und Unterstellungsmerkmale zwischen den Geschlechtern im Denken vorhanden sind und bei dem das Tötungsdelikt maßgeblich mit dem weiblichen Geschlecht im Zusammenhang steht.

„Ich würde einfach gehen, dass würde ich mir nicht gefallen lassen!“, ist eine häufig getätigte Aussage gewesen. Zunächst erschien es vielen nicht logisch, dass die Menschen (Es sind sowohl Frauen als auch Männer Opfer von Paargewalt!) die Beziehungen nicht einfach beenden und gehen. Erst als später für die Klassen verdeutlicht wurde, was für Trennungsbarrieren und -hindernisse es manchmal gibt, zu denen z.B. eine emotionale, ökonomische und auch soziale Abhängigkeit, ebenso wie auch traditionelle Frauenrollen gehören, erkannten sie, warum es für Opfer von Beziehungsgewalt nicht immer so einfach ist, sich aus der gewalthaltigen Beziehung zu lösen.

Dass Opfer häuslicher Gewalt und / oder einer Vergewaltigung die Möglichkeit haben, sich im Rahmen der vertraulichen Spurensicherung kostenlos im Johannes Wesling Klinikum in Minden zu melden und diese Spuren für eine evtl. spätere Anzeige bis zu 10 Jahre aufbewahrt werden, wurde als sehr positiv von den Schüler*innen aufgenommen und war ihnen zuvor gänzlich unbekannt.

Zum Ende der Veranstaltung, und auch fortführend im Unterricht, wurden noch einmal die Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt, die Beobachtern und auch Opfern häuslicher Gewalt zur Verfügung stehen. Hierbei wurde u.a. auf eine Interventionskette bei häuslicher Gewalt nach einer Meldung bei der Polizei hingewiesen. Ebenso wurden verschiedene Fachberatungs- und Anlaufstellen genannt und allen Jugendlichen als Datei zur Verfügung gestellt. Auch wenn der Wunsch besteht, dass sie diese Nummern und Adressen niemals benötigen müssen, sagt die Statistik leider etwas anderes.